Barbara Klemm – Frankfurt Bilder

Histor. Museum Frankfurt 09.1123 bis 01.04.24
https://historisches-museum-frankfurt.de/barbara_klemm
 
Barbara Klemm fotografierte von 1970 bis 2005 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, in Deutschland und der ganzen Welt. Nur wenige Aufträge betrafen Frankfurter Ereignisse, wie regelmäßig die Buchmessen. Dennoch wurde sie eine fotografische Beobachterin ihrer Stadt, über 60 Jahre hinweg. Erstmals präsentiert diese Ausstellung eine große Auswahl ihrer Blicke auf die Stadt.

Barbara Klemm kam 1959 – in ihrem 20. Lebensjahr – nach Frankfurt und lebt seither in der Stadt am Main. Als  Redaktionsfotografin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war sie für Politik und Feuilleton zuständig. Besonders bekannt sind ihre großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien in der Tiefdruckbeilage ”Bilder und Zeiten“. 

In Frankfurt fotografierte sie für die Zeitung nur, wenn die Stadt Schauplatz überregionaler Kulturereignisse war oder der Fotograf der Lokalredaktion zu vertreten war. Ihr früher Erfolg als freie Fotografin (vor 1970) ist jedoch eng mit Frankfurter Ereignissen verbunden – wie die Studentenbewegung und NPD-Aufmärsche. Ihre Stadt fotografiert Barbara Klemm seit den 1960er Jahren vor allem als aufmerksame Zeitgenossin und Beobachterin der Menschen. 

Für ihre Bilder von Menschen in Politik und Kultur sowie ihre weltweiten Fotoreportagen ist sie über Deutschland hinaus bekannt und wurde vielfach ausgestellt und ausgezeichnet. Erstmals präsentiert diese Ausstellung mit 230 Bildern eine große Auswahl ihrer Blicke auf Frankfurt, von der Fotografin selbst vergrößerte Barytabzüge. Barbara Klemm ist ”teilnehmende Beobachterin”, eine Bildjournalistin mit dem untrüglichen Sensorium für den richtigen Moment und das gute Bild. 

Ihre Anfänge als Fotografin liegen in Karlsruhe, wo sie aufwuchs: In der Künstlerfamilie von Fritz und Antonia Klemm. Sie erlernte das fotografische Handwerk im Karlsruher Fotoatelier von Jule Bauer. Nach der Gesellenprüfung zog sie 1959 nach Frankfurt und begann ihre Tätigkeit im Dienst der FAZ – zuerst in der Klischeeherstellung und im Fotolabor, noch nicht als Fotografin. Hier im Frankfurt der 1960er Jahre – in der zweifachen Hauptstadt, des ”Wirtschaftswunders” wie der westdeutschen Studentenbewegung – entwickelte sie früh ihr fotografisches Können. Der Redaktionsfotograf Wolfgang Haut wurde ihr Mentor. Ihre Aufnahmen vom NPD-Bundestagswahlkampf im Juli 1969 machten sie europaweit bekannt: Das Bild der feisten, behelmten NPD-Ordner vor dem Cantate-Saal druckte der Lokalteil der FAZ am 28. Juli 1969, daraufhin brachten es  Spiegel, Paris Match und Observer . Und die Bilder wirkten: Sie trugen dazu bei, dass die Partei an der Fünfprozenthürde scheiterte. 

Ihre Bilder von Adorno und Horkheimer im Mai 1969 sowie andere Motive der Studentenbewegung in Frankfurt erlangten ebenfalls schnell nationale und internationale Verbreitung. Die FAZ bot ihr dann 1970 eine Stelle als Redaktionsfotografin an. Ihre ebenso brillanten wie ungewöhnlichen Aufnahmen prägten zusammen mit den Bildern ihres Kollegen Wolfgang Haut rasch das Erscheinungsbild der Tiefdruckbeilage „Bilder und Zeiten”, die der FAZ-Samstagsausgabe bis 2001 beilag. Dadurch gewann sie schon in den 1970er Jahren eine wachsende Leserschaft, die mit ihren Bildern zu Fotokennern erzogen wurden. 

Das offene Interesse für Menschen, die empathische Haltung und das sichere Gespür für den Augenblick und die Komposition: Diese besondere Kombination war bereits bei den frühen Frankfurter Aufnahmen der 1960er Jahre da. Sie kennzeichnet ihr gesamtes journalistisches und freies Werk als Fotografin.

Eine formale Qualität ihrer Bilder ist die Schwarz-Weiß-Fotografie: Die Perfektion der gelernten Fotografin und Laborantin verband sich von Anfang an mit ihrer Virtuosität in der Nutzung sämtlicher Grautöne zwischen dem reinen Weiß und dem tiefen Schwarz. Von den Künstlereltern erlernte sie früh den Aufbau von guten Bildern zu erkennen: Als Reportage-Fotografin musste sie diese Bilder quasi schon sehen, bevor sie diese „Augenblicke” aufnehmen konnte. Dass sie dabei weder Blitz noch Stativ verwendete, machte ihre Aufnahmen von Anfang an unterscheidbar: Nicht nur wegen der so viel höheren Qualität des natürlichen Lichts, sondern auch wegen der „Selbstverständlichkeit” der Szenen und Motive, die das Auge des Betrachters sofort erkennt. 

Das Fotografieren in der Ausstellung ist möglich, doch ausschließlich ohne Blitz und Stativ!

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